Samstag, 29. November 2008

Ich habe eben mit dem Erzbischof den Geschirrspüler ausgeräumt

Ich denke, dass es nicht viel mehr zum Leben hier zu sagen. Nachdem die letzten Monate für mich eher trocken waren (obwohl ich zugeben muss, wichtig, schon alleine wegen der Sprachschule und dem Kennenlernen der deutschen Gemeinde in Toronto), glaube ich jetzt Dinge erfahren zu können, die ich mir nicht mal erträumt habe. Ich bereite mich gerade durch das Lesen einiger Bücher auf meinen Aufenthalt bei den Tha Dené vor. Diese Bücher wurden mir vom Generalvikar empfohlen - Überhaupt: Generalvikar.

Er und seine Frau (ja er ist ein verheirateter katholischer Priester - gell Udo Fischer, da staunst, was es alles schon jetzt gibt in unserer Mutter Kirche) arbeiten im Ordinariat - er als, wie schon gesagt, Generalvikar und gleichzeitig Pfarrer von McLennan und seine Frau im Diözesanarchiv. Übrigens war F. Joseph vorher auch schon Bischof (lutheranischer Bischof), von diesem Posten trat er dann zurück und kaufte sich in Alberta eine Farm - erst danach konvertierten er und seine Frau und ein paar Jahre später ließ er sich zum Priester weihen. Er spricht Englisch, Französisch, Deutsch (sodass er H.U. v. Balthasar und K. Rahner mit Gewinn lesen konnte), Spanisch und ich glaube Schwedisch - mein Gott, beneide ich Leute mit dem Talent Sprachen zu lernen.

Ja, über die Kathedrale in McLennan habe ich schon geschrieben - hier sind nun zwei Ansichten von ihr:
 
 
Am späten Nachmittag hatte ich auch eine längere Unterhaltung mit der Finanzkammerdirektorin (sie war gerade dabei, Handouts zu Benutzung eines neuen Kirchenfinanzverwaltungsprogrammes zu kopieren) - sie kümmert sich auch um meinen Führerschein und meine KFZ-Versicherung - vielleicht kann ich schon nächste Woche eine Pick up fahren (er steht, wenn ich es richtig verstanden habe, in irgendeiner Garage).

Übrigens Autofahren im Norden Albertas: Wer Oberrosenauer- und Langschlägerwald als Herausforderung sieht, soll mal hier heroben fahren - ähnliche Situation nur alles im Maßstab 1000mal ausgedehnter - sich zu verfahren im Norden kann - sagen wir - schon mal lebensgefährlich werden (wenn einem dann der Benzin ausgeht und du nicht mal mehr den Motor laufen lassen kannst um bei -40° das Auto warm zu halten) - also gilt es ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu beachten (so wie im Gebirge: Ziel und Ankunftszeit bekanntgeben, Cellphone, genaues Kartenstudium, lieber einmal zu viel fragen als zu wenig ...) - wie auch immer - noch ein paar Fotos vom winterlichen Marschland des nahen Sees.
Das Wetter war heute nicht besonders, aber trotzdem möchte ich euch mal ein paar Fotos schicken:
Marsh near McLennan Alberta

Freitag, 28. November 2008

So - jetzt bin ich angekommen

Gestern Nachmittag bin ich endgültig angekommen - es war eine lange - und trotz ihrer Beschwerniss - eine faszinierende Reise - ich füge noch einmal die Karte ein:

Größere Kartenansicht
Nun aber zu einem jetzigen Aufenthaltsort: McLennan liegt etwa 35km entfernt von High Prairie, einm etwa gleich großen Ort mitten in den weiten Ebenen Albertas. Die Größe der meisten dieser Ortschaften entspricht in etwa jener von Schönbach oder Traunstein. Für McLennan heißt das: eine Autoreperaturwerkstatt, ein kleiner Baumarkt (ca. wie Lagerhaus), ein kleiner Supermarkt (in etwa wie unserer in Schönbach), Friseur habe ich gesehen, Güterbahnhof, Bushaltestelle, Schule (ich glaube auch Highschool), ca. 1000 Einwohner - ja und um es nicht zu vergessen: eine Kathedrale (zugegebenermaßen ein wenig mehr Sitzplätze als Schönbach, aber wirklich nicht viel größer als unsere Kirche) und ein bischöfliches Ordinariat.

Am Abend habe ich schon gemeinsam mit dem Bischof in der Kathedrale Wochentagsmesse mit anschließender ca. 30minütiger Anbetung gefeiert.

Was ich andeuten wollte: Hier lebt es sich fast wie in einer Dorfpfarre mit dem Unterschied, dass hier das Herz sozusagen einer Diözese schlägt, deren Fläche etwa dreimal so groß wie Österreich, aber deren Anzahl an Katholiken in etwa jener des Dekanates Zwettl entspricht.

Jedenfalls werde ich die kommende Woche hier bleiben und dann gemeinsam mit einem Priester nach High Level weiterfahren - von dort werde ich dann zu meinem zukünftigen Aufenthaltsort am Meander River weiterziehen.

Das waren vorerst einmal meine ersten Infos

God bless you

Meine Reise in den Nordwesten

Erster Tag (Dienstag, 27. November)

Um 1:00 früh bin am 25. November ich heute aufgebrochen um mit dem Greyhound einen guten Teil Kanadas, namentlich die Strecke von Toronto/Ontario nach McLennan/Alberta zu durchfahren. Ich habe mich für diese Art des Transportes entschieden, weil es erstens um einiges billiger ist und zweitens mir die Möglichkeit gibt, die gigantischen Entfernungen dieses Landes zu erfahren. Auf der Karte nimmt sich das ja harmloser aus, als es in Wirklichkeit ist. Schon alleine der erste Teil von Toronto bis Kenora – alles noch in der Provinz Ontario – entspricht einer Fahrt von Wien nach Madrid. Der einzige Unterschied: Ab Sudbury gibt es nur ausgedehnte Wälder, Seen und so alle 80 bis 100 km kommt man an einer Ortschaft vorbei. Die ausgedehnten Urwälder üben auf mich einen eigentümlichen Reiz aus. Nach den vier Monaten in der internationalen Großstadt, sehne ich mich schon nach einer überschaubareren Welt.

Jetzt sitze ich mit ein paar Unterbrechungen schon an die 16 Stunden im Bus, aber so richtig langweilig ist mir noch nicht geworden. Einzig und allein ein typisches Schreikind beginnt schön langsam zu nerven – die Mutter scheint etwas überfordert zu sein (eigentlich sollte das Kind mal schlafen ... denk ich mir, der kleine ist seit 6:00 früh ununterbrochen auf den Beinen)- aber ich habe das Problem nun auf meine Weise gelöst, wenn ich auch mein Backbag-Maskottchen, den kleinen Rettungshund dafür opfern musste – aber jetzt ist tatsächlich Ruhe. So und in ca. 1 Stunde haben wir Dinner Stop in White River am Lake Superior.

Zweiter Tag (Mittwoch, 26. November)

An das Schlafen im Bus kann und kann ich mich nicht gewöhnen. Es war für mich eher unruhig, weil ich keine ideale Schlafposition finden konnte. Aber irgendwie dürfte ich doch von Zeit zu Zeit eingenickt sein. Jedenfalls kamen wir am Morgen in der Hauptstadt der Provinz Manitoba, in Winnipeg an. Es ging sich sogar ein kleiner Spaziergang für mich aus und ich konnte auch einen Second Cup finden (meiner Meinung die einzige Kaffeekette, deren Kaffee man trinken kann). Um ca. 9:00 ging es weiter. Ein wirklich schöner Tag. Und wenn du aus Fenster siehst – dann nur unendliche Weite – wir sind in der Prärie. Also wirklich: über hunderte Kilometer nur Ebene, unterbrochen mit dem einen oder anderen Windschutzgürtel – aber sonst nur Felder, so weit das Auge reicht. Nach dem Lunch in Brandon schwenkte der Bus von seinem bisherigen Ost-West-Kurs ab und wir fuhren gen Norden, dabei kreuzten wir auch ein Naturschutzgebiet, geprägt von eher niedrigem Baumbewuchs mit Kiefern und Birken. Nördlich dieses Gebietes fuhren wir auch einige kleinere Ansiedlungen an. Gegen Abend waren wir zum Abendessen in Yorkton und gegen Mitternacht in Saskatoon, der heimlichen Hauptstadt der Prärie (die wirkliche Hauptstadt der Provinz Saskatchewan ist ja Regina, aber diese Stadt blieb in den letzten Jahrzehnten hinter Saskatoon zurück).

Dritter Tag (Donnerstag, 27. November)

In der Nacht ging es dann weiter nach Edmonton, der Hauptstadt des Bundesstaates Alberta. Jetzt ist es nicht mehr weit. In Edmonton habe ich etwas mehr Zeit (delay for about 3:30 hours). Zu Alberta ist einmal eines zu sagen: Die Provinz und Stadt gild als die im Durchschnitt reichste in Kanada. Nur zur Illustration: In Kanada werden keine Inklusivpreise wie bei uns ausgewiesen, sondern bei der Rechnung werden zwei Arten von Steuer zugeschlagen: Federal Tax and Provincial Tax – beider zusammen ergeben das, was bei uns die Mehrwertsteuer ist – in Summe etwas 13% oder 15% - und jetzt kommts: Alberta verzichtet auf die Einnahme der Provincial Tax. In Kanada wird Alberta mit einem Wortspiel auch Oilberta bezeichnet.

So, jetzt fehlen noch knapp 6 Stunden von meiner Reise, auf der ich zwei Zeitzonen kreuzend, 3877 km in knapp 64 Stunden zurückgelegt haben werde. Ganz ehrlich, ich freue mich schon, endlich aus dem Bus aussteigen zu können.

Insgesamt kann ich aber sagen, für mich einen guten Eindruck dieses Landes bekommen zu haben: der erste Tag war geprägt vom „kanadischen Schild“ - trotz Wasser und Bäume eher eine Wüste – überall uralte Granitblöcke, nur dürftige Bedeckung mit Erde. Der zweite Tag gab mir dann einen Eindruck jener Landschaft die Prärie bezeichnet wird; Ebene so weit das Auge reicht – auch nach Stunden ändert sich nicht wirklich viel. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Gebirge des Westens, aber da muss ich noch etwas warten, dass ich darüber berichten kann. Vorher kommen noch die ersten Ausläufer der kanadischen Taiga... aber dazu später.

Hier einmal ein paar erste Bilder
Durch die Prärie
God bless you

Montag, 24. November 2008

Letzter Eintrag aus Toronto

Heute habe ich um 10:00 morgens meine letzte Hl. Messe in deutscher Sprache gefeiert bis zum 26. Juli 2009 (wahrscheinlich in Kirchbach - aber so g´wiss was ma a nix). Das ist mir um 9:00 irgendwie bewusst geworden. Jedenfalls war es eine schöne Feier - eigentlich sollte es auch Bilder dazu geben - leider hat der Bursch, den ich gebeten habe, mit meiner Digikamera zu fotografieren irgendwie das mit dem Blitz verhaut - jedenfalls sind sie alle eigentlich nicht zu gebrauchen - schade darum - aber ich weiß, fotografieren wärend der Messe ist schon auch irgendwie eine Kunst - Walter, du bist wirklich für Deine Fotos zu beglückwünschen ...
Also - um es ein wenig zu beschreiben. Zwei Mädels (Geschwister 12 und 16) bedienten Naviculum und Turribulum - und machten es wirklich toll (sie hatten es bis heute noch nie selbst gemacht und Weihrauch ist eher selten in dieser Kirche in Verwendung), die beiden Zwillingsbuben und noch ein weiteres Mädchen besorgten den Rest der Dienste. Wir waren heute zu dritt, der pensionierte Pater Höbbe, Pater Paul Hansen, der in Hinkunft öfter mit der Gemeinde feiern wird (er beherrscht so gut deutsch, dass er frei predigt) und meine Wenigkeit. Gepredigt habe ich (auch die letzte Predigt auf Deutsch für mehr als 8 Monate ...). Im Anschluss an die Messe dann wie üblich der kleine Pfarrcafé. Ein kleine Fresspaket habe ich bekommen (mit deutschem Vollkornbrot) für die lange Busreise (und einen kleinen Reisebeitrag - das ist irgendwie da so üblich ... aber dazu vielleicht nach meiner Heimkehr). Ja und am Nachmittag wurde ich noch von Fr. Stecker in ein deutsches Kaffeehaus eingeladen, wo wir einen gemütlichen Nachmittag verbrachten (vier Leute mit deutscher Muttersprache, die sich zu 95% auf Englisch unterhielten - it seems to be insane, but in reality is this rather good for me. A little bit like an exercise).
Vor dem Abendessen habe ich dann die Klostergemeinschaft ins Refektorium to a few snacks eingeladen (Shrimps with cocktail sauce, little cheese pieces and something like Blätterteigtaschen, I do not know, how those apetizers are called). Ich schenkte jeden von meinen Mitbrüdern eine Karte mit dem Abbild der Madonna von der Schönbacher "Dankstelle" (ich habe diese Madonna aus Fotos exakt ausgeschnitten, auf braunen Karton aufgezogen und dann handschriftlich, natürlich in englischer Sprache, das Gebet "Unter Deinem Schutz und Schirm" - "We fly to your patronage..." auf der Rückseite jeder Karte zugefügt).

Jetzt am Abend habe ich nochmals die Waschmaschine angeworfen - somit habe ich noch einiges zu tun. Morgen Zimmer ausmisten, packen, noch einen Besuch in Missasauga machen (eine ältere kranke Frau möchte mich noch mal sehen) - ja und in der folgenden nacht geht es dann um 1:00 früh los - ich werde euch die Strecke auf Google Maps zeigen.

Größere Kartenansicht

So verbleibe ich mal mit meinem traditionellen Segenswunsch für den Rest der Woche

God bless you