Erster Tag (Dienstag, 27. November)
Um 1:00 früh bin am 25. November ich heute aufgebrochen um mit dem Greyhound einen guten Teil Kanadas, namentlich die Strecke von Toronto/Ontario nach McLennan/Alberta zu durchfahren. Ich habe mich für diese Art des Transportes entschieden, weil es erstens um einiges billiger ist und zweitens mir die Möglichkeit gibt, die gigantischen Entfernungen dieses Landes zu erfahren. Auf der Karte nimmt sich das ja harmloser aus, als es in Wirklichkeit ist. Schon alleine der erste Teil von Toronto bis Kenora – alles noch in der Provinz Ontario – entspricht einer Fahrt von Wien nach Madrid. Der einzige Unterschied: Ab Sudbury gibt es nur ausgedehnte Wälder, Seen und so alle 80 bis 100 km kommt man an einer Ortschaft vorbei. Die ausgedehnten Urwälder üben auf mich einen eigentümlichen Reiz aus. Nach den vier Monaten in der internationalen Großstadt, sehne ich mich schon nach einer überschaubareren Welt.
Jetzt sitze ich mit ein paar Unterbrechungen schon an die 16 Stunden im Bus, aber so richtig langweilig ist mir noch nicht geworden. Einzig und allein ein typisches Schreikind beginnt schön langsam zu nerven – die Mutter scheint etwas überfordert zu sein (eigentlich sollte das Kind mal schlafen ... denk ich mir, der kleine ist seit 6:00 früh ununterbrochen auf den Beinen)- aber ich habe das Problem nun auf meine Weise gelöst, wenn ich auch mein Backbag-Maskottchen, den kleinen Rettungshund dafür opfern musste – aber jetzt ist tatsächlich Ruhe. So und in ca. 1 Stunde haben wir Dinner Stop in White River am Lake Superior.
Zweiter Tag (Mittwoch, 26. November)
An das Schlafen im Bus kann und kann ich mich nicht gewöhnen. Es war für mich eher unruhig, weil ich keine ideale Schlafposition finden konnte. Aber irgendwie dürfte ich doch von Zeit zu Zeit eingenickt sein. Jedenfalls kamen wir am Morgen in der Hauptstadt der Provinz Manitoba, in Winnipeg an. Es ging sich sogar ein kleiner Spaziergang für mich aus und ich konnte auch einen Second Cup finden (meiner Meinung die einzige Kaffeekette, deren Kaffee man trinken kann). Um ca. 9:00 ging es weiter. Ein wirklich schöner Tag. Und wenn du aus Fenster siehst – dann nur unendliche Weite – wir sind in der Prärie. Also wirklich: über hunderte Kilometer nur Ebene, unterbrochen mit dem einen oder anderen Windschutzgürtel – aber sonst nur Felder, so weit das Auge reicht. Nach dem Lunch in Brandon schwenkte der Bus von seinem bisherigen Ost-West-Kurs ab und wir fuhren gen Norden, dabei kreuzten wir auch ein Naturschutzgebiet, geprägt von eher niedrigem Baumbewuchs mit Kiefern und Birken. Nördlich dieses Gebietes fuhren wir auch einige kleinere Ansiedlungen an. Gegen Abend waren wir zum Abendessen in Yorkton und gegen Mitternacht in Saskatoon, der heimlichen Hauptstadt der Prärie (die wirkliche Hauptstadt der Provinz Saskatchewan ist ja Regina, aber diese Stadt blieb in den letzten Jahrzehnten hinter Saskatoon zurück).
Dritter Tag (Donnerstag, 27. November)
In der Nacht ging es dann weiter nach Edmonton, der Hauptstadt des Bundesstaates Alberta. Jetzt ist es nicht mehr weit. In Edmonton habe ich etwas mehr Zeit (delay for about 3:30 hours). Zu Alberta ist einmal eines zu sagen: Die Provinz und Stadt gild als die im Durchschnitt reichste in Kanada. Nur zur Illustration: In Kanada werden keine Inklusivpreise wie bei uns ausgewiesen, sondern bei der Rechnung werden zwei Arten von Steuer zugeschlagen: Federal Tax and Provincial Tax – beider zusammen ergeben das, was bei uns die Mehrwertsteuer ist – in Summe etwas 13% oder 15% - und jetzt kommts: Alberta verzichtet auf die Einnahme der Provincial Tax. In Kanada wird Alberta mit einem Wortspiel auch Oilberta bezeichnet.
So, jetzt fehlen noch knapp 6 Stunden von meiner Reise, auf der ich zwei Zeitzonen kreuzend,
3877 km in knapp 64 Stunden zurückgelegt haben werde. Ganz ehrlich, ich freue mich schon, endlich aus dem Bus aussteigen zu können.
Insgesamt kann ich aber sagen, für mich einen guten Eindruck dieses Landes bekommen zu haben: der erste Tag war geprägt vom „kanadischen Schild“ - trotz Wasser und Bäume eher eine Wüste – überall uralte Granitblöcke, nur dürftige Bedeckung mit Erde. Der zweite Tag gab mir dann einen Eindruck jener Landschaft die Prärie bezeichnet wird; Ebene so weit das Auge reicht – auch nach Stunden ändert sich nicht wirklich viel. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Gebirge des Westens, aber da muss ich noch etwas warten, dass ich darüber berichten kann. Vorher kommen noch die ersten Ausläufer der kanadischen Taiga... aber dazu später.
Hier einmal ein paar erste Bilder
God bless you