Wie soll ich beginnen? Also ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich in den letzten Tagen große Zweifel hatte, ob ich hier wirklich länger bleiben soll. Nicht die Abgeschiedenheit machte mir Probleme, sondern die Mentalität der Dene-Thá: Es sind sehr zurückhaltende Menschen, die es einem nicht leicht machen, ihnen zu begegnen. Am vergangenen Sonntag waren gerade mal an die 15 Leute in der Kirche, und der einzige der wirklich aktiv sich gezeigt hatte, war ein Lehrer von den Philippinen. Und ich musste auch einmal erfahren (wissen tut man es ja von der Schule), dass hier der Wintertag schon sehr kurz ist (Sonnenaufgang um 9:30 – Sonnenuntergang um 16:00; dazwischen ist es einfach finster – und es wird noch kürzer; dafür kannst du hier Ende Juni sogar gegen Mitternacht ohne künstliches Licht Zeitung lesen). Aber am Dienstag morgen kamen das erste mal Gemeindearbeiter auf einen Kaffee herein, und wir hatten ein ganz nettes Gespräch – und jetzt macht das Leben Spass.
Viel Zeit verbringe ich mit der gründlichen Tiefenreinigung des Pfarrgebäudes. Am liebsten würde ich mir jetzt Maria Schally einfliegen lassen – zur Organisation meiner Putzens – aber das kann ich mir schlicht nicht leisten …; Englisch lernen, Messe vorbereiten, Lesen
Am Sonntag und Montag fuhr ich mit Father Filion meine drei „Mess-Stellen“ an. Also zur genauen Information (Karte liegt bei):
- Jeden Sonntag (außer dem dritten im Monat): 9:30 Rainbow Lake (58 Autokilometer westlich von Chateh); 12:30 Chateh (das gibt für 2 Hl. Messen 116km)
- Am dritten Sonntag des Monats wird es spannend: 12:30 Meander River (176 Autokilometer nordöstlich von Chateh).
Ich hoffe nur, dass unser Bischof in St. Pölten diese Zeilen nicht liest – sonst käme er noch auf dumme Ideen, was alles so möglich sein könnte in Zeiten des Priestermangels.
Wenn ich etwas ausgefalleneres brauche, muss ich nach High Level, 105 km von Chateh, dort ist aber dafür das meiste erhältlich (diese Stadt kann man am besten mit Zwettl vergleichen).
Größere KartenansichtNoch was ganz anderes. Ich habe leider Mitbewohner, solche, die immer in der Nacht herumlaufen und nach Essbarem suchen. Wie auch immer. Ich nahm eine Tradition der Dené-Thá auf und ging trappern – den ersten Erfolg hatte ich schon. Ich sollte die Felle abziehen und sie sammeln, vielleicht geht sich nach einiger Zeit eine Fellhaube aus …
In dieser Woche werde ich noch versuchen auszuchecken, ob es möglich ist, einen Breitbandzugang in den Pfarrhof zu bekommen (weil im Township ist es ja schon – Band Office und Schule) – würde es möglich machen, wieder ein wenig zu telefonieren und zu chatten – also alles in allem in touch mit der Heimat zu sein …
Ja – meine Adresse:
F. Gerhard GruberP.O. Box 29Chateh, AB T0H 0S0Canada
God bless you