Im Jahr 2010 findet in Vancouver die Winterolympiade statt. Was mich fasziniert ist, dass dieses Ereignis medial genutzt wird - zumindest habe ich für mich den Eindruck gewonnen - um so eine Art "kanadisches Wir-Gefühl" zu befördern. Z. B. wird von ca. insgesamt 12 000 Läufern, die Fackel mit dem Olympischen Feuer quer durch das Land, von Newfoundland-Labrador quer durch alle Provinzen bis in den äußersten Westen nach Vancouver transportiert. Dafür wurde von der Fa. Bombadier (die machen normalerweise Straßenbahnen u.ä.) eine eigene Fackel entwickelt.
So weit so gut - was mich als Europäer eigenartig anmutet, ist der Pathos, mit dem das alles kommuniziert wird. Richtiggehend wird Einheitsgefühl beschwört. Sei es durch Musik, Bilder und auch die Wahl der Sprache - alles strotzt meines Empfindens nach von Pathos und dieser Pathos findet auch Eingang in die ganz normalen Nachrichten.Überhaupt werde ich generell den Eindruck nicht los, dass in Kanada das Nationalgefühl nahezu schon fanatische-religiöse Züge annimmt. Z. B. hatte in einer kleinen Grundschule in New Brunswick im Osten ein Schuldirektor das tägliche Abspielen und Absingen der Nationalhymne ziemlich reduziert (von täglich auf einmal monatlich) - Folge: Debatten im Nationalparlament in Ottawa, Psychoterror für den betreffenden Direktor und immerhin weiß ich auch von der ganzen Geschichte am Anfang vom Nirgendwo (ca. um die 5000 km entfernt) - es wurde ja immerhin über zwei Wochen lang immer wieder in den Nachrichten aufgefrischt.
Ohne es natürlich beweisen zu können, habe ich das Gefühl, dass doch versucht wird, diesen zweitgrößten Flächenstaat der Welt (mit gerade so viel Einwohnern wie Spanien oder Polen), mit seinen vielen Ethnien mittels einer Art "Staatsreligion" zusammenzuhalten.