Freitag, 20. März 2009

Heute ist Equinox

... und ab morgen werden meine Tage länger als eure - am Anfang noch eher unmerklich, aber schon Mitte April haben mir Pfarrmitglieder gesagt, ist es um 9:00 abends (wenn die Osternacht beginnen soll) noch richtig hell. Ich muss aber auch sagen, dass der Ort Assumption in seiner Zeitzone (Mountain Daylight Time = Sommerzeit der Mountain Standard Time) schon sehr weit im Westen liegt (Die nächste Zeitzone - 9 Stunden Unterschied zu Mitteleuropa - ist nur etwa 150km entfernt) und deswegen auch der Sonnenaufgang eher später ist (um 7:00 ist es derzeit auch wirklich noch finster).

Schnee schaufeln im T-Shirt

Wenn man nichts zu erzählen weiß, dann spricht man über´s Wetter.

Na ja, so ist es auch wieder nicht, aber ich muss zugeben, jetzt schon länger nichts mehr in den Blog geschrieben zu haben. Also versuche ich mal die "Erlebnisse" der letzten Woche zusammenzufassen. Am Montag hatte ich mein erstes Begräbnis hier in Chateh - eine etwa 50jährige Frau, die eher ein unstetes Leben führte und letzendlich vermutlich an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums in Grand Prairie im Spital verstarb. Gott sei Dank war dann doch noch die Schwester von ihr etwa eine Stunde vor dem Begräbnis bei mir und gab mir zumindest ein paar Hinweise zu ihrem Leben, dass ich zumindest eine einigermaßen der Situation gerechte Begräbnisfeier aufstellen konnte. Ich bin heilfroh, dass mir Monika Schmidt vor ein paar Wochen ein ganz gutes Buch mit ausgearbeiteten Begräbnisfeiern geliehen hat. Es hat mir wirklich schon sehr oft geholfen. In einer Fremdsprache spontan auf Situationen einzugehen, ist ja wirklich nicht einfach und meist muss ich froh sein, wenn ich wenigstens eine halbe Stunde vor dem Begräbnis zumindest mit irgendjemand sprechen kann, der die Person kannte und auch über die Umstände des Todes Bescheid weiß.

Von Freitag voriger Woche bis am Montag Nachmittag hatte ich ein ganz massives Wasserproblem - nämlich durch die Decke, Die Deckenisolation des Hauses ist so schlecht, dass die Heizung das Dach aufheizt und sich im Laufe der Zeit ein Eispanzer bis zu 30cm dick dort festgesetzt hat. Durch das teilweise Tauen während des Tages hat sich Wasser durch manche Bereiche des Eises durchgearbeitet und irgendwie auch die Teerschindeln passiert - wie auch immer, drei Tage lang habe ich an wechselnden Stellen insgesamt 7 Wassereinbrüche durch die Decke gehabt. Interventionen bei der Band, das Problem zu beheben, waren nicht wirklich von unmittelbarem Erfolg gekrönt - am Montag schaute nach mehrmaliger Intervention der erste Arbeiter mal vorbei; am Dienstag vormittag kam dann ein anderer, am Abend ein dritter - wobei letzterer mir am kompetentesten vorkam. Am Mittwoch morgen kam dann der erste mit einer Leiter und einer Schneeschaufel - einen Eiskratzer gab ich ihm dann. Er probierte ein wenig herum, machte ausgiebigste Pausen und verschwand dann irgendwann, ohne irgendetwas zu sagen. Da er die Leiter hier ließ, probierte ich es dann selber und musste erkennen, dass es mit Schaufel und Eiskratzer wirklich nicht ging.

Endlich, heute Donnerstag am Nachmittag kam jener Mann mit drei weiteren Arbeitern, der mich zwei Tage vorher am Abend besucht hatte. Diesmal mit Vorschlaghammer - und - nach 2 Stunden war das ganze Eis herunten. Und demnächst wird die Deckenisolation verstärkt (15cm sind einfach zu wenig - er spricht davon, dass mindestens 30cm, wenn nicht sogar etwas mehr notwendig sind, um das Durchkommen der Wärme zu verhindern.

Jedenfalls bin ich mal froh, dass nach menschlichem Ermessen kein weiteres Wasser eindringen wird ...

So und jetzt mal zur Überschrift: Am verrücktesten ist jetzt in dieser Zeit die Temperatur: An der Sonne klettert das Thermometer tatsächlich auf über 20° obwohl die Lufttemperatur vielleicht mal - 10° beträgt. Wenn man direkt der Sonne ausgesetzt ist, und kein Wind geht, dann hält man es schon eine Zeit lang im T-Shirt draußen aus. Und tatsächlich habe ich im T-Shirt heute Schnee und Eis, das vor der Haustür lag (wegen der Räumung des Daches), weggeräumt - ca. 10 Minuten; ohne dass mir dabei nur ansatzweise kalt geworden wäre. Ja - und der Tag wird jetzt auch signifikant länger; Sonnenuntergang ist irgendwann jetzt um 1/2 8 Uhr abends - Und das wird weitergehen bis zu jenen Nächten ab Ende Mai, an denen es trotz untergegangener Sonne gar nicht mehr so 100% dunkel wird und auch mitten in der Nacht immer ein violettes Glimmern am Horizont sichtbar sein wird.

Und zum Abschluss noch das neueste Foto von mir. Ich sage es mal so: ich vertraue nur österreichischen Friseuren :-)
God bless you

Sonntag, 15. März 2009

Bishops Dinner

Heute hatten wir Dekanatskonferenz; diesmal wirklich: Sr. Bernadette und Sr. Jeanette v. John D´or Prairie, F. Henry von High Level, Elisabeth Hunter - Vertreterin der Region im diözesanen Pastoralrat, Gigi and Robert Alacon from Rainbow Lake, meine Wenigkeit und - sozusagen als "Dechantin" Monika Schmidt - sie hat den Auftrag vom Bischof mangels anderer qualifizierter Personen: die beiden Schwestern v. John D´or und meine Wenigkeit sind ab Sommer nicht mehr da, F. Henry muss sich noch einleben - und Monika ist Deutsche - die hat das richtige Zeug zum Dechanten. Und ich muss sagen, es ist ganz schön etwas weiter gegangen und es wurde eine reichhaltige Agenda abgearbeitet.

Am faszinierendsten für mich war die Tatsache, ein so genanntes Bishops Dinner organisieren zu müssen. Um was geht es dabei: Um nichts geringeres, als ausreichend Finanzen zum Betrieb der Diözese aufzustellen und zwar mit diesem Bishops Dinner. Dazu werden in den Pfarren Karten á $25,- verkauft, die dazu berechtigen an einem Bankett mit dem Bischof teilzunehmen - dort wird ein passables Dinner geboten, verschiedene Reden geschwungen bzw. Projekte vorgestellt, die eine oder andere zusätzliche Aktion (z.B. Tombola o. ähnliches geboten). Das ganze soll am 5. Juni stattfinden, also kann ich da noch dabei sein. Neben 15% von der Kollekte einer jeden Pfarre ist das die einzige Finanzierungsbasis der Erzdiözese.

Obwohl Alberta jene Provinz in Kanada ist mit dem höchsten Bruttosozialprodukt, ist die Erzdiözese Grouard-McLennan wiederum dann doch eine der ärmsten in ganz Kanada. Der Grund dafür liegt einerseits in der sehr dünnen und noch dazu ungleichmäßigen Besiedlung (20% aller Katholiken leben alleine in der Pfarre Grand Prairie ganz im Süden der Diözese) und daran, dass 25% weitere Prozent der Katholiken Ureinwohner sind, die selber in prekären Verhältnissen leben.

Diese Umstände bedingen auch, dass besonders auf die Entrichtung von Kilometergeld von Seiten der Seelsorger erheblich wert gelegt werden muss. Wenn für ein Begräbnis schon mal an die 400 bis 500km gefahren werden muss, bis man wieder daheim ist, dann liegt das doch irgendwie auf der Hand (das geht aber nur, wenn man nicht für die Pfarre zuständig ist - also in meinem Falle habe ich nur eine Benzinvergütung für Fox Lake bekommen, Meander River ist ja mein derzeitiger Verantwortungsbereich).

Also wie ihr seht, auch in einem Industrieland, das zu den G8 gehört, kann der Reichtum auch regional sehr unterschiedlich verteilt sein ... und dieser Umstand macht gerade vor der Kirche nicht halt.