Samstag, 10. Januar 2009

Für ein Begräbnis 300 km ...

... wenn es sich ausgeht.
Heute erhielt ich einen Anruf, ob ich morgen ein Begräbnis in Fox Lake halten kann. Ich habe mal zugesagt, weil ich den Namen schon mal gehört habe. Es ist ein Reservat der Cree, welches jetzt glücklicherweise auch über eine Winterstraße durch den Busch erreichbar ist (über zwei Flüsse muss man drüberfahren - natürlich auf dem Eis) - jedenfalls wird das sicher spannend.
Aber von F. Filion weiß ich, dass zumindest die Cree ordentlich bei der Messe mitmachen (da können schon mal auch 200 - 300 Leute in der Kirche sein) - jedenfalls bin ich schon gespannt, wie das morgen werden wird.

Größere Kartenansicht
Das Bett ist mein Wohnort - der violette Pin ist Fox Lake und die Blaue Linie von meinem Wohnort zum mittleren Häuschen sind etwa 110km - den Rest könnt ihr euch ausmalen

God bless you

PS: Am Abend habe ich dort für nächste Woche ein weiteres Begräbnis dazubekommen - liebe Leute - 1200km für 2 Begräbnisse ... irre (aber es beginnt mich zu faszinieren)

Freitag, 9. Januar 2009

Was braucht man hier zum Spazierengehen bei < -30°

So heute gibts einmal ein wenig "arktische Realienkunde" - was muss man anziehen bei Temperaturen unter -30°
Zuerst einmal die Richtige Unterwäsche: lange Unterhose und langärmeliges Unterhemd aus Merinowolle - ziemlich schweres Gewebe (und nicht ganz billig) und natürlich einen Sweater (auch schwer, mit Innenfutter) - etwas dickere Socken und darüber eine ganz normale Jean.

Danach Gesichtsschutz und gegebenfalls Haube

Danach Daunenparka mit Kaputze:

weiter geht es dann mit den Schneestiefeln (bis -73° zertifiziert)
Also das Übergewand zusammen:

Ja - und zum Thema Kaputze mit dem scheinbar unvermeidlichen Fell:
Also das ist kein nettes Assecoir sondern vielmehr ganz wichtig, um das Gesicht vor Erfrierungen zu schützen - die aufgesetze Kaputze schützt das Genick und vorne wird durch die Haare des Fells ein Art Kälteschutzpolster geschaffen. Die eigene Atemluft wärmt den Raum vor dem Gesicht und das Fell verhindert das unmittelbare Ablaufen der warmen Luft. Außerdem werden bei Schneefall die Flocken vom Gesicht ferngehalten.
Zur Illustration ein Bild, wie das aussieht:
So und jetzt schreckt mich eigentlich kein Wetterbericht mehr (zumindest wenn es um Kälte geht) - heute war ich z.B. bei -34° spazieren (möglicherweise Windchill bei -40°; in der Nacht war bei -38° ein Windchill von -65° angegeben - aber jetzt fange ich schon an wie fast alle Kanadier über das Wetter zu sprechen)
Morgen habe ich ein Begräbnis - muss dafür nach Fox Lake - um die 3,5 Stunden Autofahrt von Chateh (also dürften es etwa 270 bis 300km dort hin sein)
God bless you
Gerhard

Donnerstag, 8. Januar 2009

Ein paar Viechereien bei -29°




Diese wilden Pferde und die Bisons treiben sich ungeniert und unbehelligt inmitten der Ansiedlung rum und lassen sich eigentlich nicht stören



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Mittwoch, 7. Januar 2009

Ein beeindruckendes Zeugnis

Am Neujahrstag feierte ich in Meander River die Heilige Messe. Am Anfang hat es danach ausgesehen, als die beiden mich begleitenden geistlichen Schwestern und ich alleine wären – obwohl die Gemeinde mich gebeten hat, zu kommen. Aber eine ¼ Stunde später waren wir zu viert und während der Predigt kamen noch 3 weitere Mitfeiernde dazu (ihr wisst schon – Indian Time …).
Nach der Hl. Messe lud uns eine der Mitfeiernden – Rosemarie – zum Mittagessen ein (Turkey, Mashed Potatoes, … das übliche halt). Die Begegnung aber mit diesem Ehepaar war dann eine meiner spannendsten und beeindruckendsten Begegnungen bis jetzt in Kanada.
Rosemarie arbeitet als Sozialarbeiterin (ich vermute sogar im Sold der Diözese – genau weiß ich es aber nicht) im Reservat Meander River. Beeindruckend vor allem, wie sie zu diesem Beruf gefunden hat. Ihr damals 24jähriger Sohn wurde 2004 in Chateh getötet (vermutlich eine „b'soffene G'schicht“ - wie ich indirekt dem Gespräch entnehmen konnte). Während der Trauerphase verspürte sie immer mehr den Ruf, einen Beitrag zu leisten, dass dies nicht mehr geschieht und ließ sich in Kursen zur Sozialarbeiterin ausbilden.
Beeindruckend war vor allem, was sie zum Thema Vergebung und Verzeihen gesagt hat. Sie ließ nicht zu, dass Wut, Hass und Zorn sie blindwütig verzehrten. Nein im Gegenteil, sie kann der Familie des Täters, und so weit ich es verstanden habe, sogar dem Täter selbst in die Augen sehen. Das ist aber nicht Verdienst eigener heroischer Leistung und Selbstüberwindung sondern vielmehr gab ihr ihr Glaube Kraft in dieser schweren Zeit. Und auch jetzt merkt sie, wie sie im Gebet Kraft findet ihre manchmal hoffnungslos scheinenden Aufgaben in der Gemeinschaft zu lösen.
So und jetzt warte ich darauf, diesen Artikel als ersten durch meinen Internetanschluss im Pfarrhof zu schicken. Der Techniker ist schon da – es kann sich jetzt nur noch um eine kurze Zeit handeln
God bless you

Hurra - es ist so weit ...

... ich bin im Pfarrhof Chateh online!