Donnerstag, 21. Mai 2009

"If you think, something is crazy - it's just normal here!"

... War lachend der Satz Monikas, als ich ihr am Telephon erzählte, dass ich am kommenden Montag ein und den selben Leichnam an zwei verschiedenen Orten zur selben Stunde beerdigen soll. Aber Gott sei Dank ist die Diözese so "klein", dass die Finanzkammerdirektorin das auscheckt. So ist nun fix, dass ich am Montag nach Meander River zum Begräbnis fahre (und nicht hier in Assumption) - ehrlicherweise muss ich sagen, kommt mir das sowieso mehr entgegen, weil in Meander River eine etwas bessere Feierkultur besteht.

Übrigens mein Terminplan für kommendes Wochenende:

Samstag:
  • spätestens 10:30: Abfahrt nach Fr. Vermilion (180km)
  • 13:00 Begräbnis in Ft. Vermilion
  • 17:30 Erstbeichte in Assumption (180km zurück)
Sonntag:
  • 8:00 Abfahrt nach High Level (105km)
  • 10:00 Erstkommunion in High Level
  • 14:00 Erstkommunion in Assumption
Montag:
  • 10:00 Abfahrt nach Meander River (180km)
  • 13:00 Begräbnis in Menader River
Und natürlich zurück und hoffen, dass das nicht so weitergeht in den nächsten Wochen ...

Mittwoch, 20. Mai 2009

Diakonweihe in Wabasca

Gleich einmal vorweg: Ich habe leider weder Fotos noch Film (Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was man alles falsch machen kann, wenn man jemand einen Fotoapparat und eine Filmkamera in die Hand gibt - fast alles nur Garbagge - keinen aussagekräftigen Filmclip, und auch nicht wirklich brauchbare Fotos - abgesehen einmal von der leeren Kirche vor dem Gottesdienst).

Also ich versuche es mal mit Erzählen.

Wie ihr euch sicher erinnert, übernachteten wir in einem Ölarbeitercamp. Das Frühstückbuffet war wirklich reichhaltig, und die Schwestern hatten in der Früh auch schon mit F. Les OMI telefoniert (er ist ein polnischer Oblate, der jetzt knapp 20 Jahre in verschiedenen Native Communities wirkt). Er holte uns ab und wir hatten danach noch einige Zeit zu plaudern. Father Les konnte einiges erzählen - vor allem über die Seelsorge in den Native Gemeinden in Alberta und North West Territories - Dogrib in North-West-Territories, Blackfoot südlich von Calgary, und seit fast 5 Jahren Bigstone-Cree in Wabasca.

Die Diakonweihe war dann um 11:00 Vormittag angesetzt. Nach und nach trafen Erzbischof, Generalvikar, einige Priester aus der "Umgebung", Monika und Klaus aus Ft. Vermilion gemeinsam mit meinem Nachfolger in Chateh, F. Clifford ein.

Was ich mal herzeigen kann, ist der Altarraum der Kirche:
Unten seht ihr ein Schwarzbärenfell, auf diesem wird der Weihekanditat F. Nell bei der Allerheiligenlitanei am Bauch liegen. Das Bärenfell ist nicht in erster Linie eine wärmende Unterlage (um die ich ihn im Nachhinein beneide - ich habe gerade mal den obligaten Kokosläufer über dem Steinboden in der damals kalten Eggenburger Pfarrkirche gehabt *ggg*), sondern hat für die Cree in ihrem Glauben vor allem eine symbolische Bedeutung - der Bär steht für Kraft, Mut und Weisheit (u. wahrscheinlich einiges mehr - aber ich bin ja kein Cree) - was alles mögen die Cree verbunden haben, wenn F. Nell auf dem Fell lag ...

Aber der Reihe nach: Begonnen wurde nach dem Einzug mit einem Segensgebet eines Elders und einer Rauchzeremonie. Anschließend wurde in Cree in alle 4 Windrichtungen um den Segen gebeten - Alle haben sich in die entsprechende Richtung gewendet - auch Priester und Bischof; danach ein tradtionelles Segenslied mit den Drummers. Anschließend begann die Hl. Messe mit dem Kreuzzeichen. Die Lesung wurde in Cree vorgetragen (im Gegensatz zu den meisten anderen Nativestämmen Kanadas haben die Cree ab dem 19. Jrh. eine Schriftkultur entwickelt - man kann Cree sogar an Universiäten studieren, es gibt Schulbücher in Cree u.ä.) - die Lieder - na ja, mir sagt der etwas lamentierende Countrystyle amerikanischer Kirchenmusik nicht wirklich zu - aber ihr wisst ja: Gusto und Watschen ...

Die Predigt Erzbischof Pettipas´ war wie immer klar, gut verständlich und mit Hand und Fuß (und nicht zu lang) - man merkt halt die Redemptoristenschule bei ihm. - Danach Weihe, Eucharistie, Dankesworte - eine schlichte würdige Weiheliturgie.

Im Anschluss waren alle zum Lunchbuffet in die Schule der Bigstone-Cree geladen. Ähnlich wie in Assumption betreibt auch hier die Band sozusagen eine "Privatschule" - unabhängig vom zuständigen "School Board" - Das Buffet war ausgezeichnet - und jetzt muss ich ein wenig die Leute bei uns daheim eifersüchtig machen:

Die Schule ist ein nahezu traumhaft (möglicherweise nicht unbedingt in Energieeffizienz aber dafür umso mehr der Rest):

Es ist praktisch ein großes Gemeinschaftszelt mit den "Klassenzelten" an diesem angeflanscht - Platz ist großzügig bemessen - an der Dachspitze jedes Bauteiles befindet sich ein großer Lichteinlass, sodass praktisch alle Bauteile Tageslicht von den Seitenfenstern und von oben zur Verfügung haben. - Aber ich sollte besser Bilder sprechen lassen ....



Nach dem Lunch und einer Führung durch die Schule galt es dann aufzubrechen. Diesmal kamen auch Monika und Klaus mit, weil F. Clifford in McLennan blieb. Im Gegensatz zu gestern nahm ich mit Freude die Abkürzung über den Bicentenniel Highway - von den insgesamt 580km zwischen Wabasca und Ft. Vermilion - 280km Gravelroad - das macht Spass. Monika und Klaus zeigten uns (den beiden Schwestern und mir) übrigens, weil es auf der Strecke lag, das Grundstück, auf dem sie ihre Pensionsbleibe errichten wollen und eine kleine uralte Blockhütte mit Garten, die sie als Refugium nützen.
Jedenfalls traf ich nach 8-stündiger Autofahrt in Assumption ein ...

Meine "erste" Erstkommunion (von insgesamt 4)

Am vergangenen Sonntag war es so weit. Erstkommunion in Meander River. Nachdem den Kindern, Eltern und der Gemeinde gesagt wurde, dass die Feier schon um 12:00 Mittag beginnt, konnten wir fast pünktlich um 12:40 anfangen. Natürlich war es etwas anders als daheim (na no na net - ist ja auch nicht im Waldviertel *ggg*) aber auf seine Weise war es ein wirklich schönes Fest. Von den 8 Erstkommunikanten kamen tatsächlich 7 und dank Sr. Rose's Vorbereitung war es auch wirklich ein würdiges Fest (obwohl mit der einen oder anderen kleinen Panne - aber was soll's - man weiß ja, wo man hin will). Sogar drei Ministranten hatte ich dabei (die habe ich am Donnerstag davor auf Bitte Sr. Rose' in einem Crashkurs eingewiesen - muss sagen, die waren rather smart). Anschließend gab es ein Putlock mit gedünstetem Elch, Huhn, Panek (Art Native Faschingskrapfen), jede Menge süßes und klebriges Zeug für die Kids, ... Jedenfalls war es wirklich ein schönes Fest.




Im Anschluss ging es dann auf die große Reise nach Wabasca zu einer Diakonenweihe - ich sage nur mal so viel: Überlasse das Organisieren niemals einer philippinischen Klosterschwester; ich habe mich bei dieser Reise darauf verlassen:
1) Der Weg über McLennan ist nicht viel länger als die Gravelroad zwischen Ft. Vermilion und Wabasca (in Wirklichkeit wäre letzteres trotz 280km Gravelroad 2 Stunden weniger Fahrzeit)
2) Es ist alles vorbereitet, wie können in Wabasca im Pfarrhof übernachten - nur wo ist dieser, und wie findet man diesen um ca. Mitternacht (es ist um diese Zeit auch dort schon stockfinster), in einer Streusiedlung von Trailerhomes und Busch zwischendurch - kein Hauptplatz, keine Wegweiser (schon gar nicht zu Kirche), ja nicht einmal der Ort selber ist ausgeschildert (und nebenbei befindet sich die Kirche in Desmarais, aber man sagt jetzt zur ganzen Ansiedlung Wabasca, was aber ursprünglich eine Reserve 6km im Norden war, wo aber die Kirche schon vor etlichen Jahren aufgegeben wurde ...) - Also kurz und gut - nach einer halben Stunde Herumfahrerei habe ich ein Motel gesucht - die waren aber wiederum alle irgendwie geschlossen oder was weiß ich was - und so rauschten wir in ein Noralta Lodge rein, was eigentlich nicht öffentlich, sondern nur für Ölarbeiter wäre. Aber Geld stinkt nicht, und so fanden wir dort ein Quartier; fragt nicht, was das gekostet hat - ich sage nur so viel: ich habe den Schwestern ziemlich deutlich gemacht - bei aller Großzügigkeit meinerseits - ich will Geld sehen (Zimmer mit Frühstück - $160,- netto!!!! - PRO KOPF - Jetzt wisst's warum Treibstoff so teuer ist; aber zumindest war die Qualität entsprechend - sauber and all inklusiv). Aber was soll's - Kreditkarte leistet viel, und mein Konto wird erst im Juni damit belastet, und ich habe ja auch schon den Scheck für die Nächtigung der beiden Schwestern bekommen. Ah so, ich musste natürlich alles mal vorschießen - die Schwestern haben kein Geld - dieser phillipinische MACE - Orden, dem die beiden Schwestern angehören, ist wirklich der erste echte Bettelorden, der mir untergekommen ist. Aber das wäre jetzt wirklich ein anderes Kapitel (und vor allem etwas für Spezialisten). - Zur Diakonweihe selber schreibe ich morgen oder übermorgen ...

Sonntag, 17. Mai 2009

Heute einmal sozusagen ein "Frühstücksbeitrag"

Heute Sonntag ist eine Menge los. Um 1/2 10 breche ich nach Meander River zu meiner ersten Erstkommunion auf. Meine Sonntagsschuhe (=Gummistiefel) habe ich mir schon zurechtgelegt. Da es gestern geschneit hat, ist heute Mud auf den Straßen angesagt.
8 Kinder kommen heute zur Erstkommunion. Gestern hat F. Clifford noch einen Buben sub conditione getauft, bei dem sich beim besten Willen nicht feststellen ließ, ob er getauft sei. Sein Großvater, bei dem er lebt, wusste es nicht, die Eltern waren nicht erreichbar, Taufschein gibt es sowieso keinen und in allen möglichen Pfarren Albertas, wo er gewesen sein könnte, waren keine Einträge im Taufbuch zu finden. Die Erstkommunikanten sind zwischen 8 und 13 Jahre alt. Bei der Predigt werde ich ein wenig über den Weinstock meditieren...
Anschließend breche ich mit zwei geistlichen Schwestern zu einer wahrscheinlich 7 Stunden langen Autofahrt nach Whabasca-Desmarais auf. Dort feiern wir die Diakonweihe eines jungen Mannes von den Philippinen mit. Erzbischof Pettipas weiht ihn zum Diakon - die Priesterweihe erfolgt in ca. einem Jahr auf den Philippinen im Auftrag der Erzdiözese Grouard-McLennan, um den Eltern und Angehörigen auch die Mitfeier zu ermöglichen. Der Weg jedenfall nach Whabasca verspricht interessant zu werden: um die 250km Gravel - und wenn der nass ist - dann weiß ich, warum ich Allrad und Mudreifen habe - und dann wird es womöglich sowieso Mitternacht, bis wir dort sind.