Freitag, 2. Januar 2009

Indigene Kultur – Ideal und Wirklichkeit ...???

Nein – das wird jetzt keine Abhandlung – aber ich werde jetzt von Zeit zu Zeit versuchen, anhand der Einträge in meinem Reiseführer (der wirklich gut ist – Iwanowski's Tipps! für individuelle Entdecker; Kanada – Westen mit Südalaska) und meinen Erfahrungen ein subjektives Bild der Realitäten der indigenen Kultur der Dené Tha zu vermitteln. Wie gesagt: es ist ein subjektives Bild und erhebt in keiner Weise Anspruch auf Allgemeingültigkeit – aber denke dann doch, dass es seine Richtigkeit haben kann.
Vorerst ist einmal zu beachten, dass ich als Waldviertler möglicherweise einen etwas anderen Blickpunkt einnehme als viele andere Menschen hier. Ich möchte mal damit beginnen, dass ich beschreibe, was möglicherweise Waldviertler und die Dené Tha gemein haben.
In mancherlei Hinsicht ist die Lebenssituation der 1st Nations in Kanada nicht unähnlich jener der Waldviertler vor vielleicht 30 bis 40 Jahren. Die allgemeine gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung hat diese Menschen weit zurückgelassen. Der Grund dafür liegt nicht unwesentlich darin, dass die 1st Nations – teilweise fundamental – andere Wertbegriffe haben, als die Gesellschaft der „Weißen“ (ich nehme dieses Wort einmal generell für „Nicht-Natives“). Eine solche Unterschiedlichkeit in der Wertigkeiten fand sich in nicht unerheblichen Teilen der Waldviertler Bevölkerung. Gepaart mit einer Reihe weiterer benachteiligender Umstände wurde auch das Waldviertel nicht unerheblich abgehängt.
Ein weiterer Punkt ist die Heimatverbundenheit. Das diese bei den Waldviertlern sehr ausgeprägt zu sein scheint, brauch ich ja nicht weiter zu erklären. Bei den Dené Tha ist das Land der Ahnen selbst etwas heiliges. Konnte man vielleicht noch mit dem Nützlichkeitsdenken angelsächsischer Prägung nachvollziehen, warum die Dené in historischer Zeit nicht in den Süden gekommen sind (die anderen Stämme der Prärie haben das erfolgreich verhindert), so könnte man sich ja nun wirklich fragen, warum diese Menschen noch immer in diesem Land leben, wo sie wo anders doch wesentlich einfacher leben könnten. Es ist die oben angeführte Verbundenheit mit dem Land, der diese Menschen nicht weggehen lässt.
Natürlich sind da nicht unerhebliche Unterschiede: z.B. sind die Dené (wie auch andere Stämme) nicht wirklich ambitioniert – d.h. es wird eher erst dann mal etwas gemacht, wann es notwendig scheint, auch gibt es kaum länger anhaltende Planung und der nicht vorhandene Zeitbegriff der nordamerikanischen Urbevölkerung ist sowieso sprichwörtlich (das hat nichts mit Unpünktlichkeit zu tun – alles Tun und Lassen wird wirklich vom Augenblick bestimmt). - Aber aus der nomadischen Kultur von Sammlern und Jägern, zumal in den arktischen und subarktischen Zonen, wird das wohl verständlich – es galt Energie (eigene Körperenergie wie auch Holz) zu sparen, nachhaltig für Generationen mit den wenigen Ressourcen umzugehen und die langen eisigen Winternächte stellen sowieso ganz eigene Anforderungen.
Demnächst geht es weiter mit: Probleme in der Community …

God bless you - und schaut euch noch ein paar Posts darunter an - diesmal habe ich offline auf Vorrat geschrieben und 4 Posts nacheinander eingestellt

Kanadas verrücktes Wetter

Es scheint so zu sein, dass bis auf die Kälte (und die ist in der Region normal) das Wetter in großen Teilen Kanadas verrückt zu sein scheint. Z. B. In Ontario und Quebec dürften schon das zweite Mal in diesem Winter hunderttausende Menschen bedingt durch Stürme für mehrere Tage ohne Strom zu sein, im Süden Ontarios treten Flüsse über die Ufer, in Vancouver wird die Stadtverwaltung mit den Tonnen von Schnee nicht fertig (und geht deswegen gleich mal auf Urlaub – wenn ich die Schlussbemerkung der Nachrichten richtig verstanden – der Regen wird den Schnee schon wegspülen), Lawinenabgänge in British Columbia (8 tote Snowmobilers vorgestern im Südwesten Albertas). Und ich weiß nicht, ich werde persönlich den Eindruck nicht los, dass es oft an Ressourcen fehlt, um diverse Notfälle zu bewältigen (z. B. scheint es so zu sein, dass das ein ausgeprägtes Feuerwehrwesen gäbe wie bei uns, wo ja im Notfall ja wirklich ein große Anzahl von Menschen zur Verfügung steht), auch habe ich Nachrichten keine Soldaten zur Unterstützung der Aufräumarbeiten gesehen …
Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte vielleicht sein, dass hier in Nordamerika und womöglich auch in England ein etwas anderen Gesellschaftsbegriff gedacht wird als wir ihn in Mitteleuropa leben, aber dazu mal später.

Sonnenuntergang

Nach der „Bescherung“ bin ich mit dem Auto wieder zum See gefahren – es hatte gerade mal – 27° (um 15:00 – gegen 16:00 – Sonnenuntergang hatte es gerade mal -30°) - Bäume, Sträucher, Gräser scheinen zu einer Passion von mir zu werden …
Subarctic Sunset

Am Dienstag Nachmittag war Bescherung

Ich sage nun mal ein recht herzlich ein kräftiges DANKE und VERGELTSGOTT – ich war über die viele ECHTE Post wirklich überrascht – und vor allem, dass sogar die Kekse durchgekommen sind – sogar „mein“ Lebkuchen war dabei – ich war total überrascht. Allen eine herzliches Dankeschön – ich habe mich unheimlich gefreut... - persönliche Antwortschreiben in den nächsten Wochen ...

God bless you

Montag, 29. Dezember 2008

Ich bin verrückt ...

... nein nein, keine Sorge, die Decke fällt mir nicht auf den Kopf; ich habe nicht zu trinken oder zu rauchen begonnen, und sonst geht es mir auch gut - aber am Samstag habe ich beschlossen, einen Sprung in die North West Territories zu fahren, um den vereisten Alexander Fall zu fotografieren. Das Wetter schien gut für ein paar gute Aufnahmen dieses Naturspektakels, und so machte ich mich auf den Weg. Ich nahm dafür am Anfang die Gravelroad über Zama Lake, die mich etwa bei Kilometer 100 nördlich von High Level wieder auf den Mc Kenzie Highway führen sollte (sie tat es - damit keiner jetzt nervös wird).
Also es ist schon faszinierend, so um die 140 km auf Forststraßen durch die borealischen Wälder zu fahren - jetzt begreife ich, warum mein Auto einen Kompass hat. Auf diesen Wegen konnte ich das erste mal einige wildlebende Tiere fotografieren: Bisons, einen Fux und einen großen Kautz. Die Bisons scheinen nicht allzuviel Scheu vor Menschen und vor allem Autos zu haben (es wird berichtet, dass, wenn ein Bison auf der Straße steht, du schauen musst, wie du ihn passieren kannst - der geht nicht weg). Der Fuchs wiederum scheint von den hier herumfahrenden Operators der Oilrigs gelegentlich gefüttert zu werden, weil der hat direkt neben dem Auto gewartet, ob nicht etwas abfällt; und der Kautz, hat sich wohl von einem Strommasten auf einen etwas höheren Baum begeben - aber keine weiteren Anstalten gemacht, zu verschwinden. - Übrigens der Flug eines Kautzes ist etwas sehr majestätisches.
Jedenfalls ging es nach dem Fotoshooting weiter. Ehrlicherweise muss ich zugeben, war mir schon etwas mulmig, so allein durch die Wälder zu rauschen - aber die Straßen müssen ja irgendwo hinführen ... - und tatsächlich, wurde es wieder nach ca. 100 km (seit Chateh) breiter (bis jetzt hatten die Straßen die Breite einer normalen Landstraße - danach war die Gravelroad fast so breit wie die Westautobahn, bevor sie auf drei Spuren ausgebaut wurde) - jetzt waren noch 60km Forstautobahn zu bewältigen und dann kam ich zum Highway.
Nun weiter nach Norden - Grenze NWT noch ca 100 km, danach wäre Hay River die nächste größere Ansiedlung (140 km nördlich des 60. Breitengrades - das ist nämlich die Grenze zwischen Alberta und den Territories) - aber eines ist klar: das zieht sich - Steene River, Indian Cabins, 60th Paralells, und dann endlich der erste Hinweis auf den Alexanderfall - 73km. Aber jetzt ist das Wetter nicht mehr so schön - und es ist auch düsterer als ich es erwartet hätte. Ich habe glatt vergessen, dass ich ja nicht nur mal schnell ums Eck fahre, sondern ca. 1,5° Breite mich in den Norden bewege - da kann dann schon mal anderes Wetter sein - und der Tag wird noch kürzer (zum Verständnis: in Edmonton scheint die Sonne im Winter fast eine Stunde früher als in Chateh - in Yellowknife eine Stunde später).
Aber ich konnte den Alexanderfall tatsächlich noch einigermaßen bei Taglicht erreichen, und diese faszinierende Naturspektakel mit eigenen Augen sehen.
Der Fluss (ca. so mächtig wie die Donau) ist so gut wie komplett zugefrohren. Nur an der Kante des Wasserfalls, bricht er heraus und ergießt sich in die Tiefe - wobei sich vor dem Fall eine richtige Eiswand aufbaut ... - also, ich habe so etwas noch nicht gesehen ...
Die Rückfahrt war dann im Wesentlichen unspektakulär - außer dass ich mich dann im Wald dann doch ein wenig verfahren habe (na ja, nicht so richtig - ich bin habe halt in der Ölarbeitersiedlung Zama nach dem Weg fragen müssen) - und um 19:30 war ich wieder daheim (und der Kilometerstand um 650 km höher - das meinte ich mit verrückt - daheim würde mir so was nie einfallen - nur der Kaffee in Salzburg wäre verrückter) ...
So und nun gibts auch die Fotos dazu
erster Jadgderfolg

God bless you

Weihnachten in der Subarktis

So - liebe Leute, heute habe ich wieder etwas mehr Zeit, um hier über meine Weihnachtsfeiertage zu berichten.
Die erste Heilige Messe feierte ich in Rainbow Lake am 24. Dezember um 17:00. Rainbow Lake ist eine kleine rührige Messgemeinde, die ethnisch im wesentlichen aus europäischstämmigen Kanadiern und einigen Philipinos geprägt ist. Die Gemeinde hat sich wirklich bemüht, eine schöne Messe zu gestalten - Kinder und Jugendliche haben mit ihren Instrumenten gespielt und es wurde auch fleißig gesungen. Im Anschluss daran gab es Dinner im Gemeinschaftsraum der Gemeinde - ein sehr buntes Menü wurde geboten - und ein paar nette kleine Gespräche ...
Aber - soweit ich es bis jetzt begriffen habe, ist die Gestaltung der Gottesdienste in Rainbow Lake immer ganz gut. Ein wenig mulmiger war mir da schon für Chateh - die Gemeinde ist ja nicht unbedingt bekannt für ihr aktives Mitfeiern in der Messe ... im Normalfall wird am Sonntag nicht mal gesungen (wie auch - ich kenne die Lieder nicht, und die wenigen, die da sind, haben schon Schwierigkeiten vernehmbar das Vater Unser zu sprechen).
Auf alle Fälle habe ich mal drei Weihnachtslieder rausgesucht, deren Melodie ich kannte (unter anderem natürlich auch Silent Night), und hoffte, dass irgendwer mittut.
Na ja. Die Messe war um 22:00 angesetzt - und die Kirche so schütter voll - also entschied ich, um 22:10 mit der Mette zu beginnen. Tatsächlich sangen ein paar Leute mit und es war dann eigentlich eine ganz stimmige Feier - bis zu den Fürbitten waren dann auch glaube ich alle Leute da, die kommen wollten (ihr wisst ja vielleicht schon vom Begriff der Indian Time - die meisten Natives Kanada haben überhaupt keinen Zeitbegriff). Bei der Kommunion passierte mir die Peinlichkeit, dass mir die konsekrierten Hostien ausgingen (ist mir erst ein mal in Schönbach passiert - vor 6 oder 7 Jahren).
Am nächsten Morgen ging es dann zu meinem entferntesten Aussenposten - Meander River. Ich nahm den Weg über High Level, um Schwester Rose mitzunehmen, die sich angetragen hat, mir ein wenig zu helfen. Es kamen dann noch drei weitere Frauen (2 Philipinas und eine Dené Tha) mit, die mir dann beim Gottesdienst gerade mit dem Gesang eine große Stütze waren. Die kleine Gemeinde von Meander River schmückte die Kirche (also über Geschmack läßt sich streiten - Kitsch as Kitsch can - aber ich bin ja nicht jedes Jahr hier ...).
Anschließend machte ich noch einen Krankenbesuch in der Dauerpflegestation bei Jonas Basha, einem Dené, der, so vermute ich an MS leidet und mich schon Tage vorher angerufen hat, ob ich ihm nicht die Krankenkommunion bringen könnte. Auch bei dieser kleinen Feier hat mir Sr. Rose geholfen.
Anschließend hatte ich noch eine Einladung zum Verputzen von Left overs von einer Weihnachtsparty der Philipinos.
Also eines dürft ihr gewiss sein: Ich freue mich schon auf Weihnachten nächstes Jahr ....
God bless you