Mittwoch, 21. Januar 2009

Heute gibt es wieder jede Menge Lesestoff

Man kann es drehen und wenden wie man mag: Seit ich im Nordwesten Kanadas bin, ist das Leben hier sehr spannend geworden.

Am Dienstag habe ich an einer Seelsorgekonferenz in McLennan teilgenommen - fast alle waren da (trotz der Ausdehnung der Diözese): F. Eherer aus Grand Prairie (er war jener Priester, der mich seinerzeit noch vom Flughafen in Toronto abgeholt hat) ganz im Süden, wie auch die beiden Sta. Christiana-Schwestern von John Dor Prairie ganz im Nordosten, von Lesser Slave Lake bis natürlich meine Wenigkeit der im äußersten Nordosten residiert - Lay-Ministers genauso wie Diakone und natürlich Archbishop Pettipas. Thema war nichts geringeres als die Vorstellung der Ergebnisse einer umfassenden Umfrage unter Pfarrern und Pfarrangehörigen im vergangenen Herbst und die Beratung der Ergebnisse - gleich vorweg, es war ein wirklich fruchtbarer Studientag und das Betriebsklima in dieser Diözese war einfach umwerfend - obwohl eigentlich nur Gast, wurde auch ich herzlich in dieser Runde aufgenommen - man hörte einander zu, und die Person des Erzbischofs Pettipas fasziniert mich sowieso. Der Mann ist so etwas von geerdet auf der einen Seite aber auf der anderen Seite geht von ihm so sprühende Glaubensfreude und Spiritualiät aus, die ihresgleichen oft im österreichischen Episkopat - sagen wir - nicht so zum Vorschein kommt ...

Etwas war ganz und gar lustig - und das werden wahrscheinlich nur Mitglieder meiner Familie verstehen - ich versuche es trotzdem zu erklären. Als ich noch ein Kind war, geschah es des öfteren, dass Leute aus der entfernteren Verwandschaft (Straninger Zweig) bei mir feststellten: " Ja, er hat ja wirklich ein Schneidergesicht" (zur Erklärung "Schneider" ist ein Zweig der mütterlichen Verwandtschaft - meine Großmutter mütterlicherseits war eine geborene Schneider und es gibt einige Cousins und Cousinen meiner verstorbenen leiblichen Mutter). Eine dieser eben angesprochenen Cousinen ist Mitglied der kleinen Ordensgemeinschaft der Santa Christiana Schwestern.

Und wie es nun kommen soll, sahen die beiden Schwestern von John D'or Prairie mich heute Dienstag das erste Mal (trotzdem sie sozusagen im gleichen Seelsorgsbezirk arbeiten, sind ja doch an die 250km zwischen uns) - und - wie vor vielleicht 35 Jahren - "irgendwie schaust du Schwester Elisabeth (meine "Tante") ähnlich" - und das irgendwo am Ende der Welt; ist schon wirklich faszinierend - also: Die Welt ist wirklich klein. Ich werde in den nächsten Monaten sie mal in ihrer Pfarre besuchen: die Schwestern sind schon knapp 50 Jahre am Ort und haben es wirklich geschafft ein prosperierendes Gemeindeleben in ihrem Reservat auf die Beine zu stellen - was bei den Natives des Nordwestens ja wirklich nicht leicht ist.

Die Konferenz selber war wie gesagt sehr anregend. Nach der Vorstellung der Ergebnisse des Surveys wurden wir in drei Gruppen geteilt um zu drei Themen Stichworte zu sammeln. Meine Gruppe beriet über das Verteilen und Rekrutieren von Priestern. Diese Diözese muss mit mehreren Problemen umgehen:
  • Ausdehnung: ca. 225 000 km2 - in Nord-Süd ca. 700km West-Ost ca. 300 - 400km (im Norden ist die Diözese ein wenig schmäler als im Süden - die Grenzen laufen exakt entlang der gedachten kürzesten Verbindung zwischen Nordpol und Äquator)
  • Bevölkerung: Grob gefaßt 3 große Gruppen (wobei eine Gruppe davon eigentlich auch aus einigen komplett verschiedenen Ethnien besteht) mit teils komplett verschiedenen "Kulturen": Englischsprechende, Frankophone und Natives/Metis ("Mischlinge" Weiß/Natives - haben eine eigene Kultur entwickelt)
  • die religiöse Pluralität ist sowieso selbstverständlich
  • Finanzen
  • nur wenige einheimische Priester (und keine Natives/Metis)
  • selbstverständlich das Klima und die Abgeschiedenheit der einzelnen Pfarren und Missionen
  • 66 Pfarren/Missionen, 22 Priester, einige weitere Schwestern, einige Lay-Ministers - abgesehen vom allbekannten Priestermangel (und "Schwestermangel") finden sich auch kaum Lay-Ministers (Bezahlung, allgemeine Lage Pfarren/Missionen, bei den Indigenas kommen noch ein paar spezifische Probleme dazu - dazu später - würde hier den Rahmen sprengen).
All diese Punkte gilt es in irgendeiner Weise bei weiteren Pastoralplanungen zu berücksichtigen. Vor allem muss man die angehenden Seelsorger/innen in dieser Diözese auf diese Situationen gründlich vorbereiten - vor allem wenn sie aus anderen Ländern kommen. Das Leben im Norden ist schon sehr herausfordernd. Zumal auch die Arbeit in den Gemeinden der Natives - hier gilt es noch sehr viel zu lernen (aber dazu später einmal).

Jedenfalls hatten wir ein an regendes Gespräch in unserer Runde.

Abschließend gab Erzbischof Pettipas noch einige Statements und dankte sich in ehrlichen und bewegten Worten für die Arbeit aller. Vor allem erwähnte er aber hier die Schwester der verschiedenen Kongregationen, die oft jahrzehntelang in aller Stille großartige Arbeit leisten - namentlich die Sr. Bernadette und Sr. Jeanette von John D'or Prairie - ich glaube zu deren Pfarre lege ich hier mal einen Link: St. Joseph, John D'or Prairie

So - jetzt habt ihr mal genug zu lesen. Ich packe morgen die Gelegenheit beim Schopf und werde in aller Frühe nach Edmonton (um die 450 weitere Kilometer) aufbrechen um mir mal einen richtigen City-Tag zu geben (ein bisschen durch die Stadt schlendern, vielleicht a bisserl was einkaufen, ordentlich ins Café gehen ...) - übernachten werde ich bei den OMIs in St. Albert, und am Donnerstag in der Früh wieder in den Norden aufbrechen.

God bless you

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