Samstag, 26. Juli 2008

Sterben in Nordamerika

Ich denke, jeder von den geneigten Lesern hat in diversen amerikanischen Serien schon etwas von der Beerdigungsbräuchen in Nordamerika mitbekommen - ihr werdet es nicht glauben - es ist wirklich so. Gestern war ich in Vorbereitung zur heutigen Beerdigung mit P. Karl Höppe am Nachmittag zu einer Betstunde. Diese fand in einem Funeral Home statt. Ihr müsst euch das so vorstellen. In einem sehr gepflegt eingerichteten Raum mit bequemen Sitzmöbeln und Sofas ist die Tote an einer Stelle mit halb offenem Sarg aufgebahrt. In diesem Raum versammeln sich dezent tratschend die Angehörigen. Nach einiger Zeit beginnt der Priester einen Wortgottesdienst - dem zu folgen, scheint es, nicht jedermann gelingt - dann geht man noch in einen benachbarten, ebenfalls gleich eingerichteten Raum, wo Kaffee gereicht wird. Das ganze kommt mir eher wie eine gepflegte Stehparty als ein Beerdigungsritus vor. - Aber gut - andere Länder, andere Sitten.
Das Begräbnis, welches ich in 2 Stunden beginnen werde, werde ich nun doch auf Englisch halten, weil die einzigen, die Deutsch verstehen in dieser Trauergesellschaft entweder taub oder tot sind oder Alzheimer haben. - Ich bin schon gespannt ... Bericht wird fortgesetzt, bevor noch in Good old Europe die Schlafenszeit anbricht.

So - nun die Fortsetzung: Also Lampenfieber hab ich schon ein wenig gehabt.  Ein Mitbruder ist mit mir nochmal meine Predigt durchgegangen - vor allem gings dabei um die Aussprache mancher Wörter - also liebe Leute - dieses Englisch zu lesen, von mir aus auch noch Gesprochenes verstehen - ist eine Sache; selber zu sprechen -uiuiui - da geht bald mal die Post ab, und es wird so manches mal gleich nicht verstanden - hosianna - it´s quite hard, but therefore I´ll beginn an English-Course at next week - the course will last 4 weeks; 25 lessons a week. I hope that my English will improve then.
Aber lassen wir das mal - weiter mit dem Begräbnis: Um 10 Uhr wurde ich vom Bestattungsunternehmen mit einer sehr feinen Limousine abgeholt (dürfte ein ganz gutes Geschäft sein) - ca 15km durch die Vorstädte zum Altenheim, wo die Hl. Messe stattfand. Na ja: die Kapelle schaute irgendwie nach Wohnzimmer aus, aber die Schwestern waren sehr bemüht, mich in allem zu unterstützen. Und - wenn ich danach die mitfeiernden so ansah - ich glaub, dass es einigermaßen in Ordnung war - inklusive Predigt. Zur Beerdigung haben wir dann endgültig die Gemeinde Toronto (nicht aber das verbaute Gebiet) verlassen, um nach weiteren etwa 12 km am Friedhof anzukommen, wo wir gleich mal mit dem Konvoi hineingefahren sind bis zum Punkt, wo es zum Grab am kürzesten hin ist. Dort haben sich die Trauernden (ca. 8) versammelt, gemeinsam wurde der Sarg zum Grab getragen (komplett zugehült mit einem grünen Vlies) - na ja, der Begräbnisritus ist schon sehr bescheiden - ja - und das war es dann schon.
Resümee: Ich komme nicht umhin, dass in unseren beiden Gemeinden der letzte Weg eines jeden Mitbürgers/Mitchristen mit mehr Würde und mit einem Vielfachen an Ehrerbietung stattfindet - und vor allem: Billiger (ich hab vom Bestattungsinstitut ein Honorar erhalten - ich sag nur: bei uns ist damit auch der Chor und alle anderen Spesen Seitens der Kirche gedeckt und das ist dann noch nicht alles ... aber ich hab den Scheck gleich mal dem Hauschef als kleinen Kostbeitrag überlassen).
So und jetzt geh` ich wieder Schwarzbrot kaufen nach Chinatown (meine Mitbrüder haben´s schon wieder verschnabuliert - es dürfte ihnen scheinbar schmecken - was werden die tun, wenn ich nicht mehr da bin???)

God bless you

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Gerhard,

Wir sind stolz, dass Du da drüben
so Deinen Mann stehst und schon predigst. Viel Erfolg bei Deinem Englisch-Kurs.

Aus Kaltenbach grüßt Dich die vor Deinen Blogs versammelte Familie Kolm
(Organist Albert, Elisabeth, Mama)
P.S.: Hast Du auch noch eine E- Mailadresse, dann schreiben wir Dir mehr.
Elisabeth

gerhardgruber hat gesagt…

Hallo Elisabeth!

Danke für Deinen lieben Eintrag - also meine e-mail-Adresse lautet:

gerhard@pfarre-schoenbach.at

Liebe Grüße natürlich auch an Deine Eltern (Geschwister, Kathi, Viki ... die halt Dir so über den Weg laufen ...)