Mittwoch, 14. Januar 2009

Probleme in der Community - der zweite Teil

Wenn von Native American die Rede ist, dann haben nicht wenige Westeuropäer eine Reihe von Assoziationen, die nicht selten einen gewissen Romantizismus wiedergeben. Bei mir war es auch nicht anders. Da ist die Rede von Naturverbundenheit, von Spiritualität - ja, der edle Wilde geistert durch unsere von James Fennimore Cooper (Lederstrumpf; Der letzte Mohikaner) und Karl May (Winnetou 1,2,3 u.v.a.) geprägten Vorstellungen von den Ureinwohnern Nordamerikas. Die Wirklichkeit ist leider um vieles prosaischer und vor allem mich trauriger stimmend.

Grundsätzlich dürfte es so sein, dass diese Bevölkerungsgruppe in den letzten Jahrzehnten von der Lebensweise eiszeitlicher Jäger und Sammler (unabhängig davon, dass sie schon durch Jahrhunderte Schusswaffen gebrauchen und im wesentlichen moderne Kleidung tragen) in unseren Kulturkreis hineinverpflanzt wurden - und das in diesem Tempo eigentlich gar nicht gelingen kann.

Ich beginne mal zu skizzieren, welche Grundhaltungen eiszeitliche Jäger und Sammler bestimmt haben:

Zuerst galt es die Ressourcen die in der kargen Natur geboten waren schonendst zu nutzen - knapp waren genießbare Pflanzen ebenso wie jagdbares Wild, knapp war auch die Sommerzeit mit seinem angenehmen Klima. Somit wurden hier zwei Dinge wichtig: Nur aus der Natur zu nehmen, was man braucht und seine eigene Energie zu schonen. Nachdem nicht gesät und geerntet wird, bedarf es eigentlich nicht wirklich eines Zeitbegriffes - wichtiger war allemal Zeit und Raum zu wissen, wo z.B. Caribuherden durchziehen - bzw. diesen gleich mal in einem gewissen Maße zu folgen. - Wenn ich diese beiden Faktoren in meine Denkkategorien übersetze, heißt das: Das zu tun, was unmittelbar wichtig erscheint, sobald sich eine Gelegenheit ergibt oder etwas zu tun ist (und dabei länger geplantes aus dem Auge zu verlieren) oder was einem gerade wichtig erscheint. Und ich nehme das was ich brauche (was z.B. auch Diebstahl von Kleinigkeiten beinhalten kann).

Natürlich ist klar, dass dieses Lebenskonzept, das in keiner Weise den Begriff Planung beinhaltet, in unseren modernen Gesellschaften zum Scheitern verurteilt ist.

Nun bestünde durch die z. großen Teil autonomen Reservate natürlich die Möglichkeit eine Art Neuinterpretation ihrer alten Lebensart zu leben (die Inuit im Hohen Norden tun dies teils ziemlich erfolgreich und haben sogar ihren eigenen Bundesstaat - Nunavut) - aber dem steht das "Energiesparen" entgegen. Warum soll man Fallen stellen und Jagen gehen, wenn man von der Regierung sowieso Sozialhilfe erhält?

Dazu kommt noch, dass durch einen sicherlich falschen Versuch die Ureinwohner zu integrieren, indem man ihre Kinder (gegen deren Willen) in Internatsschulen verfrachtete, um ihnen die kanadische Lebensart beizubringen (so geschehen zwischen 1920 und 1970), viel Leid über viele Familien gebracht wurde.

Nun wir befinden uns im angelsächsischen Rechtssystem, irgendwelche Rechtsanwälte bekamen eine Studie zu Gesicht, in der die Ungerechtigkeit dieser Schulen herausgearbeitet wurde, und offerierten den Ureinwohnern, sie bei Schadenersatzansprüchen vor Gericht zu vertreten (gegen 20 - 30% des bei Gericht erstrittenen Betrages - wenn nicht mehr). Kurz gesagt: die Klagen hatten Erfolg und teilweise erhalten jetzt einzelne Betroffene bis zu $1000,- /Monat als Wiedergutmachung. Nur leider wird dieses Geld meist in unnötige Dinge angelegt und nicht selten zu einem guten Teil einfach versoffen.

Auch die Kirchen (als Träger sehr vieler solcher Internatsschulen) haben eine Summe von etwa 50 Mio. $ bereitzustellen - aber dieses wird nicht an einzelne Betroffene ausgeschüttet, sondern dient vielmehr zum Aufbau kanadaweiter "Healing Services" - professionelle Dienste und Projekte, um die Natives in ihren Anliegen zu unterstützen - diese Projekte sollen sich über mehrere Jahre erstrecken. - Vielleicht könnte man zynisch bemerken, dass die Kirche nun mit ihrer Wiedergutmachung den Schaden repariert, den die staatliche Wiedergutmachung angerichtet hat ... Naja, den Rechtsanwälten kann es nur Recht sein - sie haben ihr Schärflein kassiert ...

Demnächst geht es weiter

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