Sonntag, 11. Januar 2009

Das Begräbnis war mal was ganz anderes

Also ich bin eben zurückgekommen von Fox Lake (20:20) - ich versuche meine heutigen Eindrücke irgendwie zu sortieren:

Ich beginne mit der Anreise: es sind wirklich fast punktgenau 300km von Chateh bis Fox Lake. Davon sind (abgesehen mal die 15 km von Chateh bis zum Highway) fast genau 30 km nur gelegentlich gekräderte schmale Schneepiste durch den Wald, 40 weitere Kilometer etwas breiter und ordentlich gekräderte Forststraße und weitere 25km die übliche Gravelroad (sehr breit, gut gekrädert und gestreut) - der Rest ist asphaltiert. Ja und zwei mal musste ich einen Fluss per Eisbrücke überqueren (deswegen ist Fox Lake außer im Winter nach dem Zufrieren der Flüsse nur mit dem Flugzeug zu erreichen - so weit ich weiß).

Ich bin heute um 8:30 aufgebrochen (mit Anziehen und Auto vorbereiten brauchte ich dann sowieso schon bis kurz vor 9:00 - das vergesse ich immer, das das so lange dauert), habe in High Level getankt und bin dann weiter nach Fort Vermilion. Dort war ich beim Chinesen mit meinem Lotsen verabredet. Ich kam leider dann doch um etwa 10 Minuten zu spät, hatte aber dann sogar die Gelegenheit mit der dortigen Pastoralassistentin und ihrem Mann zu plaudern (deutsch - sind nämlich beider Berliner). Anschließend ging es weiter. Ich muss schon zugeben, dass die Fahrweise meines Lotsen schon manchmal abenteuerlich war, obwohl ich nicht gerade zimperlich bin - aber durch das mangelnde Gewicht des Trucks auf der Hinterachse, komme ich doch etwas leichter ins schleudern trotz Allrad. Aber wir kamen zum Begräbnis zurecht.

Die Kirche selber ist wirklich abenteuerlich - man kennt mich ja, ich bin ja wirklich nicht ein Kind von Ordnung - aber dort herrscht schon wirklich ein Saustall. Nicht dass es unmöglich wäre, Messe zu feiern, aber es ist alles irgendwie vergammelt. Dafür haben sie aber ein sehr rühriges Vorbeterteam, die mir gut zur Hand gegangen sind. Einige Teile der Messe (Vater Unser, Sanctus, Agnus, Eingangslied, Schlusslied) wurden in Cree gebetet bzw. die Gesänge von zwei Sängern zur traditionellen Trommel gesungen - also - das war nun wirklich beeindruckend.

Die Verabschiedung erfolgte nach der Messe in der Kirche am wirklich halb offenen Sarg, teilweise auch mit Zärtlichkeiten von dem Verstorbenen sehr nahestehenden Personen. Bei der sonst üblichen Zurückhaltung der Natives des Nordens doch eher verblüffend.

Danach wurde der Sarg von engeren Angehörigen auf die Ladefläche eines Trucks gehieft - und die Sargträger haben sich gleich auf die Bordwand gesetzt (inkl. der Kreuzträger mit dem Kreuz). Eigenartig war, dass sich einige gleich mal eine Zigarette angezündet haben - wobei aber zu bedenken ist, dass Tabak bei den Natives auch eine heilige Bedeutung hat. Übrigens die Vorbeter haben den Sarg vorher mit Sweetgrass inzensiert - auch eine uralte Tradition.

Am Friedhof angekommen segnete ich kurz das Grab - Vater unser - Schlussgebet (der englische Grablegungsritus gibt wirklich nichts her). Danach wurde der Sarg in das Grab in eine weitere rohe Kiste eingesenkt, die dann auch noch vor aller Augen mit einem Deckel zugemacht und vernagelt wurde - warum das gemacht wird, weiß ich nicht - werde ich aber noch bei Gelegenheit mal nachfragen. Übrigens war beim Begräbnis auch ein Vertreter der Gesundheitsbehörde dabei - er schien gerade an letzterem Prozedere ein erhöhtes Interesse zu haben - also dürfte es eine Vorschrift sein.

Den Rückweg fand ich ganz alleine - und nächste Woche gibt es am Mittwoch oder Donnerstag eine Wiederholung dort - die Leute scheinen interessiert daran zu sein, dass ich komme (und sie haben mir 160 Bucks Benzingeld gegeben, ohne dass ich etwas gesagt hätte - da wird sich die Diözese freuen, wenn die Benzinrechnung vom Jänner ein wenig geringer ausfällt)

So das war es heute mal vom Begräbnis - jetzt werde ich noch eine Kleinigkeit essen und dann bald schlafen gehen

God bless you

Keine Kommentare: